Am 7. und 8. Oktober fand die 51. DVM-Betriebsfestigkeitstagung unter dem Motto „Strukturfestigkeit und Produktlebenszyklus – Vom Design bis zur Kreislaufwirtschaft“ in den Räumlichkeiten der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin statt. Der stellvertretende DVM-Vorstandsvorsitzende Martin Brune, der Obmann des Arbeitskreises Betriebsfestigkeit Matthias Decker, Audi AG, und nicht zuletzt Kai Hilgenberg als Vertreter der BAM begrüßten die Teilnehmer. Auch in diesem Jahr waren wieder viele Aussteller dabei, die durch Christoph Bleicher, Fraunhofer Institut LBF, vorgestellt wurden.
Die Themenvielfalt der hochkarätigen Vorträge war sehr groß. Neben Weiterentwicklungen von Auslegungs- und Absicherungsmethoden war der zunehmende Einzug von Digitalisierungsaspekten und von Bewertungen der Strukturintegrität mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) spürbar. So wurde dem Auditorium verdeutlicht, dass es längst nicht mehr allein um die Bauteilauslegung und -absicherung in der Produktentwicklung bis zur Serienreife geht, sondern zunehmend der gesamte Produktlebenszyklus von der Bauteilentwicklung über den Einsatz beim Kunden bis zum „End of Life“ und darüber hinaus im Fokus steht.
Dies wurde eindrucksvoll durch die Durchführung von Breakout-Sessions mit den Schwerpunkten
unter aktiver Einbeziehung der Tagungsteilnehmer mehr als deutlich. Das Auditorium diskutierte in drei Gruppen die genannten Aspekte der R-Strategie. Dabei spürte man förmlich, dass die sich daraus ergebenden neuen Fragestellungen und Möglichkeiten so manchen die Augen öffneten. Allen wurde klar, dass man hier noch am Anfang steht und dass seitens der Betriebsfestigkeit noch viel zu tun ist. Diese Themenschwerpunkte werden in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Sie werden uns auf den zukünftigen Betriebsfestigkeitstagungen begleiten, und die daraus gewonnenen neuen Erkenntnisse werden zur Steigerung der Produktqualität und der Zeit- und Kosteneffizienz erheblich beitragen.
Die Breakout-Sessions wurden von Sébastien Chéreau, BMW Group, moderiert. Zum Abschluss wies er daraufhin, dass er seit 2023 das vom DVM unterstützte DFG-Projekt ↗️ NFDI-MatWerk Nationale Forschungsdateninfrastruktur für Materialwissenschaft & Werkstofftechnik im Arbeitskreis Betriebsfestigkeit vertritt. Die Entwicklung dieses Projekts in den letzten zwei Jahren brachte er dem Auditorium näher und warb für eine verstärkte Industriebeteiligung.
Ein Highlight zum Abschluss des ersten Tagungstags war der Gastvortrag von Kerstin Kracht, TU Berlin, zur Lebensdaueranalyse von Ölgemälden. Hier kommen unter anderem Aspekte der Beanspruchung beim Transport, zum Beispiel durch Leihgaben an andere Museen, und auch Alterungsphänomene zum Tragen.
Der zweite Tag beinhaltete neben weiteren hochwertigen Vorträgen die Ehrung von Sébastien Chéreau, BMW Group, mit der DVM-Ehrennadel in Gold für seine herausragenden technisch-wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Materialforschung und -prüfung. Außerdem ist er im DVM-Arbeitskreis Betriebsfestigkeit und in der DVM-Kooperation mit dem französischen Verband SF2M sehr aktiv. Die Laudatio wurde von Martin Brune, DVM, vorgetragen.
Zum Abschluss des zweiten Tages verlieh der Obmann des Arbeitskreises Betriebsfestigkeit Matthias Decker, Audi AG, den Juniorpreis für einen herausragenden Vortrag von einem jungen Autor unter 30 Jahren an Herrn Alexander Nenninger, NTT DATA. Herr Nenninger berichtete über das Thema „Online-Monitoring mechanischer Belastungen“, wo unter anderem gezeigt wurde, wie maschinelles Lernen (KI) eine flexiblere Datenerfassung im Vergleich zu physischer Sensorik ermöglicht. Das Projekt wird von der BMW Group in Partnerschaft mit NTT DATA bearbeitet.
Das Fazit der Tagung: eine durch und durch gelungene Veranstaltung, die durch eine Fachbesichtigung der BAM-Einrichtungen abgerundet wurde. Allen Beteiligten gilt ein herzlicher Dank für die perfekte Organisation, für die sehr guten Beiträge der Vortragenden und aufschlussreichen Diskussionen im Auditorium und insbesondere der BAM für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und der Möglichkeit der Fachbesichtigung.
Wir können uns jetzt schon auf die nächste Tagung am 14. und 15. Oktober 2026 in Steyr, Österreich, freuen, die sich mit Lösungen der Betriebsfestigkeit zu nachhaltigen und zuverlässigen Produkten befassen wird.