Nachruf Dr.-Ing. Andreas Beste

Nachruf Dr.-Ing. Andreas Beste

Am 26. Juli 2025 verstarb nach kurzer schwerer Krankheit Dr.-Ing. Andreas Beste in Ingolstadt im Alter von 79 Jahren.

Andreas Beste wurde am 17. Juni  1946 in Velmede im Sauerland geboren. Nach Schulausbildung und Wehrdienst absolvierte er von 1968 bis 1973 ein Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Darmstadt (heute TU Darmstadt). Direkt im Anschluss daran wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Timm Seeger am Fachgebiet Werkstoffmechanik, das sich im damaligen Institut für Statik und Stahlbau der TH Darmstadt im Ausbau befand. 

Dort befasste er sich – im Rahmen des örtlichen Konzepts – mit dem Verformungs- und Lebensdauerverhalten von metallischen Werkstoffen unter zyklischer Belastung. Seine Kreativität konnte er sowohl in Konzeption und Aufbau von Versuchs- und Messeinrichtungen wie auch in der wissenschaftlichen Aufbereitung und Einordnung seiner Ergebnisse aufzeigen. Diese legte er 1981 in seiner Dissertation „Elastisch-plastisches Spannungs-Dehnungs- und Anrißverhalten in statisch und zyklisch belasteten Kerbscheiben – ein Vergleich zwischen experimentellen Ergebnissen und Näherungsrechnungen“ vor.

Bereits 1978 war er zur Siemens AG / KWU Mülheim gewechselt, wo er die Arbeitsgruppe Schwingfestigkeit im Bereich Technik Werkstoffe der Kraftwerkssparte leitete. Die Durchführung von Versuchen und die Entwicklung von Konzepten zur Auslegung und Lebensdauervorhersage von höchstbeanspruchten Bauteilen gehörten zu seinen Aufgaben. Er engagierte sich auch erheblich in Arbeitskreisen und  vorwettbewerblichen Forschungsprojekten. Einen wesentlichen Beitrag leistete er im Rahmen eines Gemeinschaftsprogramms zur Betriebsfestigkeit von Turbogeneratorwellen unter Einwirkung von Störfällen.

Im Jahre 1981 wechselte Andreas Beste dann zu Audi in Ingolstadt, wo er seine berufliche Laufbahn in der Technischen Entwicklung bis zum regulären Rentenalter fortführte. In seiner Zeit als Referent und ab 1986 als Leiter Festigkeit verfolgte er intensiv einen Kurs, der die Auslegung auf eine systematische, statistisch belegte Erfassung und Verknüpfung von Belastung und Beanspruchbarkeit gründet. Der Transfer von der Straße in die experimentelle Simulation im Labor und in die rechnerische Festigkeitssimulation wurde von ihm nachdrücklich gefördert. Er erarbeitete  Grundlagen und Nachweiskonzepte für Werkstoffe und Verbindungstechniken, die für den Einsatz von Aluminiumwerkstoffen in der Fahrzeugkarosserie und die zugehörigen spezifischen Bauweisen relevant sind.

Im Bereich der Lastanalyse initiierte er in einer Gemeinschaftsarbeit mit Daimler Benz ein umfassendes Programm, das in die Entwicklung der multiaxialen Rainflow-Analyse und Rekonstruktion mündete. Dieses Programm, dem später auch andere deutsche Automobilhersteller beitraten, wurde bei TECMATH Kaiserslautern bearbeitet und legte einen Grundstein für weitere Forschungsarbeiten, Lösungen und Anwendungen, die im Laufe der Jahre entstanden und der Fachwelt zur Verfügung gestellt wurden. 

Ebenfalls im Rahmen einer Gemeinschaftsarbeit der deutschen Automobilindustrie trieb er ein umfangreiches Projekt zur Erfassung und Beschreibung von Fahrzeugbelastungen im realen Kundenbetrieb voran, das statistisch belastbare Erkenntnisse und Grundlagen für eine Fortschreibung und Zuschärfung von Auslegungsforderungen bereitstellte.

Andreas Beste legte eine Reihe von Veröffentlichungen und Tagungsbeiträgen vor, auch im Rahmen von DVM-Veranstaltungen. 1989 war er auf Seiten von Audi Initiator und „Gastgeber“ der jährlichen Tagung des DVM-Arbeitskreises Betriebsfestigkeit. Im Jahre 2002 wurde er als erster Preisträger mit dem Ernst-Gaßner-Award des Fraunhofer LBF Darmstadt „für herausragende Leistungen im Fachgebiet Betriebsfestigkeit“ ausgezeichnet.

Ab 2004 bis zum Ende seiner Berufslaufbahn im Jahre 2011 war er in der Technischen Entwicklung verantwortlich für die Homologation der Audi-Modelle und lernte damit noch einmal eine weitere wesentliche Facette der Automobilentwicklung intensiv kennen.

In seinem Berufs- wie auch im Privatleben war Andreas Beste das Miteinander mit den Menschen wichtig, die seinen Weg kreuzten und ihn begleiteten. Dieses Interesse führte ihn zunehmend dazu, sich intensiv mit psychologischen und spirituellen Grundlagen und Aspekten zu beschäftigen und sich auch  in einem höheren Lebensalter immer wieder – auch in entsprechenden Fortbildungen – weiterzuentwickeln. Inspiriert von fernöstlichen Lebens- und Denkweisen war er daneben immer bestrebt, durch sportliche Aktivitäten und bewusste Ernährung neben der geistigen auch die körperliche Fitness möglichst lange zu erhalten. Selbst aus einer kinderreichen Familie stammend, war ihm seine Familie (sechs Kinder) immer ein zentrales Anliegen.

Ich werde Andreas Beste als zugewandten und hilfsbereiten Chef, Kollegen und – vor allem – guten Freund im Gedächtnis bewahren.

12.09.2025
P. Heuler